Wir mussten einen vorübergehenden, generellen Aufnahmestopp aussprechen

Mit großem Bedauern und zum ersten Mal in unserer 30jährigen Geschichte sehen wir uns gezwungen, keine neuen Kunden mehr anzunehmen. Die Kapazitäten der Mitarbeiter:innen sind erschöpft und die räumlichen Möglichkeiten ausgeschöpft.

„Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagt Tafelleiterin Imke Eisenblätter. „Aber um das Ganze zu retten, mussten wir diese Notbremse ziehen. Die physische und psychische Überlastung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch die hohe Nachfrage nach Berechtigungsscheinen und den hohen Lebensmittelumschlag führten bereits zu Unfällen und Ausfällen.“

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Tafel Potsdam zusätzlich zu den 1.200 regulären Kunden ca. 1.400 geflüchtete Ukrainer und Ukrainerinnen aufgenommen, also das Angebot der Lebensmittelausgabe mehr als verdoppelt. Zusätzlich hat die Tafel Potsdam auch die Hotels, die Geflüchtete aufgenommen hatten, mit Lebensmitteln unterstützt. Das war eine logistische und physische Herausforderung der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die als Notlösung für ein paar Wochen funktionierte, aber keinesfalls als Dauerzustand durchzuhalten ist.

Seit Juni 2022 haben ca. 3000 Ukrainer:innen in Potsdam den Hartz IV - Status erlangt. Damit sind sie nach den Tafelstatuten berechtigt, als Tafelkunden aufgenommen zu werden und einmal wöchentlich Lebensmittel abzuholen. Bereits über 300 Ukrainer:innen haben von diesem Recht Gebrauch gemacht und wurden als Kunden bei der Tafel Potsdam aufgenommen.

Doch damit ist die Tafel Potsdam an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen. Die Helfer können mehr Kunden nicht bedienen, können mehr Lebensmittel nicht sortieren, aufteilen, ausgeben. Nicht zuletzt sind die Räumlichkeiten in der Drewitzer Straße viel zu beengt, um das Mehr an Lebensmitteln, die langen Warteschlangen und den höheren Kundendurchlauf zu bewältigen. „Hektik, Enge, körperliche Überlastung führen zu Unfällen und Psychostress“, führt Eisenblätter aus. „Hinzu kommt der Umgang mit der Not, der Angst und den sprachlichen Schwierigkeiten mit den Hilfesuchenden. Da fließen schon mal Tränen oder es kommt zu Beschimpfungen aus Verzweiflung.“ Der Vorstand sah sich deshalb gezwungen, zum Schutz der Mitarbeiter:innnen und der Kund:innen die Aufnahme neuer Berechtigter zu stoppen.

ABER: Das ist nur vorläufig. Sofort, wenn die Lage sich wieder entspannt, wird dieser generelle Aufnahmestopp aufgehoben.

Mit vielen Grüßen
Maria Conze